Warum gerade Ruhrtalklinik?
Hin und wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, ob bei Menschen mit geistiger Behinderung und einer entsprechenden Indikation überhaupt stationäre Rehabilitation sinnvoll sein kann, ob Rehabilitationsziele verwirklicht werden können und warum gerade in der Ruhrtalklinik? Unsere Antwort ergibt sich aus unserer Historie und Erfahrung:
Vor rund 30 Jahren wurde in Zusammenarbeit mit den Sozialleistungsträgern, insbesondere dem federführenden Belegträger der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, das Konzept für Menschen mit geistiger Behinderung ausgearbeitet und umgesetzt. Wesentliches Rehabilitationsziel ist der Erhalt der verbliebenen Restleistungsfähigkeit am konkret ausgeübten Arbeitsplatz in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, sofern entsprechende Arbeitsplätze von der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden.
Menschen mit geistiger Behinderung stellen für Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal in stationären Einrichtungen eine besondere Herausforderung dar. Oft können diese Menschen nicht sagen, wie es ihnen geht bzw. was oder wo es ihnen genau weh tut. Vielleicht verstehen sie die Erklärung und Anweisung des Arztes/Therapeuten und der Krankenschwester nicht oder nicht sofort. Dies bedeutet, man muss sich für diese Menschen mehr Zeit nehmen als üblich – manchmal auch besondere Wege gehen.
Darüber hinaus müssen Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal bereit sein, Menschen mit geistiger Behinderung als Patienten zu akzeptieren. Auch dies ist integraler Bestandteil der Ruhrtalklinik und wird immer wieder geschärft bei Fort- und Weiterbildungen. Das Erreichen eines Rehabilitationsziels ist gerade bei geistig behinderten Mitmenschen aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsfähigkeiten abhängig von einer kontinuierlichen Verhaltensbeobachtung. Die durchgängige Beobachtung ist notwendiger Parameter dafür, die entsprechenden Therapien zu überprüfen, abzusetzen bzw. neu auszurichten um mit der entsprechenden Intervention auch erfolgreich sein zu können.
Nur im Rahmen einer beschützenden Einrichtung, wie sie die Ruhrtalklinik darstellt, ist diese Form der therapeutischen Begleitung möglich. Neben einer tragfähigen und vertrauensvollen Anbindung an den Therapeuten ist auch eine hochflexible Zeitplanung erforderlich, um die notwendigen Therapieeinheiten zur Durchführung gelangen zu lassen.
Die Individualität der Patientinnen und Patienten der Ruhrtalklinik und die häufig vorliegende mangelnde Einsichtsfähigkeit nötigt gerade im Hinblick auf die therapeutische Versorgung individuelle Settings ab. In der Ruhrtalklinik ist der geistig behinderte Mitmensch der tägliche Patient, kein Einzelfall und kein „Beistellpatient“ .
Weitere Gründe
Unsere Patienten/innen sind rund um die Uhr betreut. Für alle gibt es einen Hol- und Bringedienst, der die Teilnahme an den Therapien sicherstellt. Ein Patientenleitsystem nach dem Lese-Lern Modell für geistig Behinderte ermöglicht die Orientierung im Haus auch dem, der nicht lesen kann! Unser Personensicherungssystem (unbemerkbar für Dritte) lässt auch die Aufnahme stärker desorientierter Mitmenschen zu. Selbst „Wegläufer“ können aufgenommen werden, ohne in einer geschlossenen Abteilung untergebracht werden zu müssen. Der therapiefreie Zeitraum wird pädagogisch gestaltet. Und Barrierefreiheit ist für uns selbstverständlich – bis zum gefilterten Schwimmbad.